Am verkehrsreichsten Platz in Stockstadt, direkt an der Bahnschranke, steht seit dem 8.März eine Rote Bank. Gestiftet und der Gemeinde übergeben wurde sie am frühen Abend vor gut dreißig Besuchern und Gästen von der Stockstädter AWO-Vorsitzenden Claudia Amier und dem SPD-Ortsvorsitzenden Benedikt Klebing. Beide Organisationen hatten den internationalen Frauentag zum Anlass genommen, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen und öffentlich darauf aufmerksam zu machen. Die Rote Bank gilt dafür international als Symbol.
In ihrer Ansprache hatte Claudia Amier darauf hingewiesen, dass Übergriffe gegen Frauen viele Facetten habe: Von Stalking, Nötigung, Körperverletzung, Vergewaltigung bis im schlimmsten Fall zu Mord. Dabei sei der gefährlichste Ort für Frauen und Mädchen in Deutschland ihr Zuhause. „Jede Stunde erleiden durchschnittlich 13 Frauen Gewalt in der Partnerschaft. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau zu töten. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch ihren derzeitigen oder vorherigen Partner.“
Neben der körperlichen Gewalt spürten Frauen lebenslang auch häufig die Folgen psychischer Gewalt. Diese umfassen Beleidigungen, Einschüchterungen, Abwertungen und Demütigungen, die Erzeugung von Schuldgefühlen bis hin zu psychischem Terror.
All dies habe, so Claudia Amier, auch soziale und psychosoziale Folgen für die Betroffenen, sei es Trennung und Scheidung, Auszug aus der Wohnung, Wegzug aus dem Ort oder Wechsel des Arbeitsplatzes.
Und Claudia Amier wörtlich: „Gewalt findet nicht am Rande der Gesellschaft statt, sondern kann jede Frau treffen. Gerade Gewalt in engen sozialen Beziehungen ist ein Tabu, denn sie findet nicht öffentlich statt.“
Darauf öffentlich aufmerksam zu machen, nicht wegzusehen, sei ein erster und wichtiger Schritt und dafür stehe nunmehr auch die Rote Bank in Stockstadt.
„Sie soll auf das verflossene Blut aufmerksam machen, sie soll uns allen sagen schaut hin und sie soll uns allen sagen schaut nicht weg. Sie soll uns allen sagen Stopp die Gewalt an Frauen und sie soll uns mitteilen, wo wir Hilfe finden.
Entsprechend findet sich auf der Bank auch eine Plakette mit den Kontaktdaten vom AWO-Frauenhaus in Aschaffenburg und der pro-aktiven Beratung am Untermain der AWO-Aschaffenburg.
Im weiteren Verlauf der vom regnerischen Wetter und den vorbeifahrenden Zügen etwas beeinträchtigten Veranstaltung, konnten die AWO-Vorsitzende des Kreisverbandes Aschaffenburg, Claudia Bensing und die Leiterin des Frauenhauses, Tanja Draudt, das Thema noch weiter vertiefen und auf die Entwicklung in der Stadt Aschaffenburg eingehen.
Der Bürgermeister von Aschaffenburg und SPD-Kandidat für den Bezirkstag, Eric Leiderer, unterstrich in seinem Grußwort, wie wichtig dieses Thema nicht nur am Internationalen Frauentag sei.
Zuvor hatte Benedikt Klebing Claudia Amier für ihre Initiative gedankt, der sich der SPD-Ortsverein gerne angeschlossen habe. Stockstadts Bürgermeister Rafael Herbrik bedankte sich wiederum für das Geschenk, schließlich sei es nicht so häufig, dass die Gemeinde etwas geschenkt bekomme.
Dass abgesehen von der politischen Aussage die Rote Bank auch als alltägliche Bank genutzt werden wird, dafür werden die zahlreichen Züge sorgen, die Stockstadts Fußgänger in der Regel zu langen Wartezeiten an der Schranke zwingen.