Die Geschichte beginnt 1905

Ein Strukturwandel mit stetig wachsender Arbeiterschaft

Analog zur Entwicklung im deutschen Reich, wenngleich ein halbes Jahrhundert später, setzte auch in Stockstadt ein neuer Zeitabschnitt ein. Die Aschaffenburger Zellstoffwerke gründeten 1907 in Stockstadt eine ausgedehnte Nderlassung und leiteten damit den Strukturwandel von einer dörflich, landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einem Industriestandort mit stetig wachsender Arbeiterschaft ein.

So war es ein folgerichtiger, angesichts des eingangs geschilderten politischen Zeitgeistes aber durchaus mutiger Schritt, dass 1905 vierzehn Männer den SPD-Ortsverein Stockstadt ins Leben riefen:
Johann Boll, Christian Bott, Gottfried Depp, Michael Franz, Amandus Holzapfel, Eduard Holzapfel, Michael Holzapfel, Franz Kopp, Ambros Lang, Michael Lang, Valentin Lang, Heinrich Lederer, Anton Ritter, Carl Wirth.

Politische Gleichberechtigung und Verbesserung der Lebensumstände
Ihr Ziel war weniger die "große Politik", sondern vielmehr das Streben nach politischer Gleichberechtigung in der Kommune und die Verbesserung der Lebensumstände vor Ort.
Der Gründung folgte unter schwierigen Bedingungen der organisatorische Aufbau, sowie die Aufklärung der Bevölkerung über die Ziele und Aufgaben der Sozialdemokratie. Oft trafen sie dabei auf erbitterte Gegnerschaft. So konnten sie beim Verteilen von Flugblättern oftmals mit dem Hofhund Bekanntschaft schließen. Dieser Widerstand bestärkte die Männer aber nur in ihrem Tun.
Erste Erfolge blieben nicht aus.

Erster Wahlerfolg
Bei den Gemeindevertreterwahlen 1911 zogen Gottfried Depp und Carl Wirth als erste Vertreter für die SPD ins Stockstädter Gemeindeparlament ein. Auch auf kulturellem Gebiet setzte man Zeichen und gründete 1913 den Arbeitergesangverein "Sängerlust", der sich dem deutschen Arbeitersängerbund anschloss.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach jäh diese Aktivitäten und mancher Genosse kehrte nicht in die Heimat zurück.